{{office.HeaderText}}

{{office.Address}}

{{office.TeleponeNumber}}

{{office.MobileNumber}}

{{office.Email}}

Der Barnum-Effekt

Eine Barnum-Aussage ist eine positiv gefärbte Persönlichkeitsbeschreibung in vagen Allgemeinbegriffen. Ein gutes Beispiel hierfür sind Zeitungshoroskope. Wenn einer Person eine Barnum-Aussage als passende Beschreibung ihrer Persönlichkeit präsentiert wird, neigt sie dazu, diese Beschreibung zu akzeptieren, obwohl sie auf jede Person zutreffen könnte. Dieses Phänomen wird Barnum-Effekt genannt.

Kürzlich stellte einer unserer Kunden die folgende Frage: „Welchen Einfluss hat der Barnum-Effekt im Zusammenhang mit Ihren Tests?“.

Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten, und vielleicht gibt es nicht nur eine Antwort. Dennoch ist die Antwort für unsere Produkte und unseren Arbeitsbereich von offensichtlicher Relevanz. In diesem Artikel konzentrieren wir uns auf den Barnum-Effekt im Zusammenhang mit OPTO.

Was wir in diesem Artikel beleuchten:

  1. Den Barnum-Effekt verstehen
  2. Das Vorhandensein von Barnum-Aussagen in OPTO-Ergebnisberichten
  3. Schlussfolgerung
  1. Den Barnum-Effekt verstehen

1949 initiierte Bertram R. Forer, ein Universitätsprofessor, die wissenschaftliche Erforschung des Barnum-Effekts. Forer führte mit seinen Studierenden einen Persönlichkeitstest durch und gab eine Woche später allen Studierenden dasselbe vage und zweideutige positive Feedback zu ihrer Persönlichkeit, wobei er Aussagen aus einem Astrologiebuch am Kiosk verwendete. Forers Aussagen waren großartige Beispiele für Barnum-Aussagen, und im Folgenden zeigen wir die ersten drei von ihnen:

Ein bekanntes Beispiel für den Barnum-Effekt stammt aus einer Studie des US-amerikanischen Psychologen und Universitätsprofessors Bertram R. Forer aus dem Jahr 1949. In diesem Experiment ließ er seine Studierenden einen Persönlichkeitstest absolvieren und händigte ihnen eine Woche später als Testergebnis eine persönliche Charakterbeschreibung, aus wobei er Aussagen aus einem Astrologiebuch am Kiosk verwendete. Die Beschreibungen waren jedoch für alle Teilnehmenden identisch und wurden so konstruiert, dass sie möglichst universell zutreffend sein sollten. Forers Aussagen waren großartige Beispiele für Barnum-Aussagen, und im Folgenden zeigen wir die ersten drei von ihnen:

  • Sie haben ein großes Bedürfnis danach, dass andere Menschen Sie mögen und bewundern.
  • Sie neigen dazu, sich selbst gegenüber kritisch zu sein.
  • Sie haben eine Menge ungenutzter Fähigkeiten, die Sie nicht zu Ihrem Vorteil genutzt haben.

Im Anschluss wurden die Studierenden gebeten, die Rückmeldungen zu ihrer Persönlichkeit auf einer Genauigkeitsskala von 0 (geringe Genauigkeit) bis 5 (perfekte Genauigkeit) zu bewerten. Die durchschnittliche Trefferquote war mit 4,3 überraschend hoch. Dieses psychologische Phänomen, dass Menschen vage positive Persönlichkeitsprofile als ihre eigenen akzeptieren, wurde seither ausgiebig erforscht und repliziert und wird heute als Barnum-Effekt bezeichnet. Der Effekt geht auf einen amerikanischen Zirkusdirektor aus dem späten 19. Jahrhundert zurück, der diesen Effekt in seinen Shows ausgiebig nutzte.

Dickson & Kelly (1985) geben einen Überblick über viele der frühen Forschungsarbeiten zum Barnum-Effekt und fassen ihre Ergebnisse wie folgt zusammen:

  • Allgemeine Aussagen, wie Barnum-Aussagen, gelten für Personen im Allgemeinen. Sie werden deshalb als passende Beschreibungen akzeptiert, weil sie tatsächlich passen.
  • Die vagen Formulierungen der Barnum-Aussagen erlauben es Menschen, ihre Interpretationen in sie hineinzuprojizieren. Das könnte der Grund sein, warum sie diese Aussagen akzeptieren.
  • Barnum-Aussagen, die gesellschaftlich erwünschte Eigenschaften beinhalten, werden als genauer akzeptiert.
  • Die Akzeptanz der Barnum-Aussagen steigt, wenn den Menschen gesagt wird, dass sie für sie gemacht wurden. 
  1. Das Vorhandensein von Barnum-Aussagen in OPTO-Ergebnisberichten

Die Grundbausteine der OPTO-Berichte:
Der Master-Persönlichkeitstest OPTO besteht aus 154 Aussagen, denen der Testteilnehmer in unterschiedlichem Maße zustimmen oder nicht zustimmen muss (7-Punkte-Likert-Skala). Eine OPTO-Aussage könnte lauten: „Ich kontrolliere meine Arbeit immer doppelt, um perfekte Qualität zu gewährleisten“ oder „Ich nehme Aufgaben zu leicht“, und der Testteilnehmer muss einen Grad der Zustimmung wählen. Aus den Antworten einer Person auf die 154 Aussagen erstellt ein Algorithmus ein OPTO-Profil mit Punktwerten für 20 Aspekte und 8 Dimensionen. Die Aussagen, Aspekte und Dimensionen sind die Grundbausteine der OPTO-Berichte. Aus diesen Bausteinen wird ein punktespezifisches schriftliches Persönlichkeitsprofil erstellt, das dann zusammen mit den STEN-Werten (STEN steht für „Standard Ten“) für Aspekte oder Dimensionen den persönlichen OPTO-Bericht ergibt.

Sind die 154 Aussagen Barnum-Aussagen?
Ohne die Möglichkeit, zuzustimmen oder abzulehnen, könnten die Aussagen als Barnum-Aussagen gewertet werden. Bitte beachten Sie jedoch, dass der Barnum-Effekt voraussetzt, dass die Testpersonen die Barnum-Aussagen als Spiegelbild ihrer Persönlichkeit akzeptieren. Auf dieser grundlegenden Ebene der Messung werden die Testpersonen ausdrücklich aufgefordert, die Aussagen nicht einfach nur zu akzeptieren, sondern die Aussagen aktiv anzunehmen oder abzulehnen. Daher sind diese Grundbausteine von OPTO so konzipiert, dass sie weniger wahrscheinlich Barnum-Aussagen sind und somit dem Barnum-Effekt entgegenwirken. Zudem variieren die Testteilnehmer ihre Antworten auf die Aussagen über die sieben Optionen der Likert-Skala hinweg, was dem Barnum-Effekt entgegenwirkt.

Handelt es sich bei den Texten, die Aspekt- und Dimensionswerte beschreiben, um Barnum-Aussagen?
Die 154 Aussagen wurden mittels statistischer Analyse in 20 verschiedene Aspekte (durchschnittlich 7 Aussagen pro Aspekt) und 8 Dimensionen (durchschnittlich 19 Aussagen pro Dimension) unterteilt. Die Bildung der Aspekte und Dimensionen basiert auf einer objektiven numerischen Analyse. Aussagen, die innerhalb eines Aspekts oder einer Dimension erfasst wurden, gehören zusammen, da der Grad der Übereinstimmung innerhalb der Aussagen numerisch aufeinander folgt. Für jeden Aspekt und jede Dimension wird ein sogenannter STEN-Score ermittelt, der einen Wert zwischen 1 und 10 annehmen kann. Die STEN-Werte basieren auf Normen und geben daher den Grad der Zustimmung des Testteilnehmers zu den 19 Teilaussagen im Vergleich zu anderen Testteilnehmern wieder. Allerdings stellt sich die Frage, was mit dem Text in den OPTO-Berichten geschieht, in dem die 20 Aspekte und die 8 Dimensionen beschrieben werden.

Für jeden Aspekt und jede Dimension wird der Bewertungstext in vier Abstufungen erstellt, die den Punktzahlen 1-3, 4-5, 6-7 und 8-10 entsprechen. Ein bestimmter STEN-Score für einen bestimmten Aspekt oder eine bestimmte Dimension führt daher zu einer von vier möglichen Beschreibungen dessen, was der Score in Bezug auf die Persönlichkeit bedeutet. Betrachten wir als konkretes Beispiel die vier Abstufungen des Aspekts Risikobereitschaft:

STEN 1 - 3

STEN 4 -5

STEN 6 - 7

STEN 8 - 10

+   Treibt hohen Aufwand um Risiken zu vermeiden

+   Geht nicht gerne Wagnisse ein

+   Ist eine vorsichtige Person

+   Geht Risiken nur ein, wenn es notwendig ist

+   Geht selten Wagnisse ein

+   Ist bedacht, nicht rücksichtslos zu sein

+   Geht bereitwillig Risiken ein

+   Ist unternehmerisch

+   Ist mutig

+   Ist höchst unternehmerisch

+   Ist abenteuerlustig

+   Ist sehr mutig

 

Sind diese Texte Barnum-Aussagen?
Sie sind in einem neutralen bis positiven Ton geschrieben, weil es in OPTO kein richtiges oder falsches Persönlichkeitsprofil gibt (die Persönlichkeit wird nur als relative Passung zur Arbeitsaufgabe oder als Ausgangspunkt für die gewählte Entwicklung bewertet). Bis zu einem gewissen Grad ähnelt jede dieser vier Nuancen schriftlicher Persönlichkeitsbeschreibungen den Barnum-Aussagen (positiv getönte Persönlichkeitsbeschreibungen in vagen allgemeinen Begriffen). Das müssen sie auch sein, denn etwa jeder vierte Testteilnehmer muss sich in ihnen wiedererkennen können. Selbst auf dieser Detailebene sind die vier Textdeskriptoren jedes Aspekts oder jeder Dimension keine Barnum-Aussagen. Sie sind das Ergebnis von Pilotstudien und Hunderten von Arbeitsstunden, in denen Psychologen die Nuancen jedes der vier generischen Textdeskriptoren entsprechend der Auswahl der zugrunde liegenden Aussagen, die jeden Aspekt und jede Dimension ausmachen, sorgfältig formuliert haben. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass die vier verschiedenen Ebenen der Ablehnung oder Zustimmung zu den zugrundeliegenden Aussagen exakt wiedergegeben und abgedeckt werden. In diesem Sinne sind sie nicht so allgemein formuliert und stellen daher keine Barnum-Aussagen dar.

Inwiefern kann eine vollständige Persönlichkeitsbeschreibung gewährleistet werden, welche alle Nuancen im erweiterten Ergebnisbericht von OPTO (der Informationen auf der Ebene der Aspekte präsentiert) zusammenfasst? Da es 20 Aspekte mit vier möglichen Nuancen gibt, besteht die Möglichkeit, mit diesem Bericht eine Billion einzigartiger schriftlicher Persönlichkeitsprofile zu erstellen (4^20). Der kürzere Score Report von OPTO präsentiert Informationen auf der Ebene der Dimensionen. Da es acht Dimensionen mit vier möglichen Nuancen gibt, ergibt sich eine kleinere, aber immer noch beeindruckende Möglichkeit von 65.536 einzigartigen schriftlichen Persönlichkeitsprofilen (4^8). Es ist evident, dass eine Billion Beschreibungen nicht alle Barnum-Aussagen sein können.

  1. Schlussfolgerung

Welchen Einfluss hat der Barnum-Effekt im Zusammenhang mit OPTO? Nach der oben dargelegten Logik und Argumentation nur einen sehr geringen.

Die 154 Aussagen sind nicht als Barnum-Aussagen zu klassifizieren, da die Testpersonen aktiv dazu aufgefordert werden, sie entweder zu akzeptieren oder abzulehnen. Zudem variieren die Antworten auf die Aussagen über die sieben Optionen der Likert-Skala.

Die schriftlichen Persönlichkeitsbeschreibungen in vier möglichen Abstufungen pro Aspekt oder Dimension sind ebenfalls keine Barnum-Aussagen. Man könnte sie jedoch als Quasi-Barnum-Aussagen bezeichnen, da sie gewisse Ähnlichkeiten mit Barnum-Aussagen aufweisen. Sie sind bewusst in einem neutralen/positiven Tonfall geschrieben und so vage gehalten, dass sich etwa jeder vierte Testteilnehmer in ihnen wiederfinden kann. Dennoch lassen sie sich direkt aus der Zustimmung oder Ablehnung einer bestimmten Person zu den konstituierenden Aussagen ableiten, weshalb sie nicht als Barnum-Aussagen bezeichnet werden können.

Die vorliegende Analyse eröffnet eine neue und spannende Möglichkeit, OPTO zu betrachten. Bei jeder Bearbeitung des Tests durch einen Teilnehmer wird ein vollständiges schriftliches Persönlichkeitsprofil aus dem erweiterten Ergebnisbericht generiert, wobei die Anzahl der möglichen Profile ein Billion beträgt.

 

Referenzen:

Dickson, D. H., & Kelly, I. W. (1985). The ‘Barnum Effect’ in Personality Assessment: A Review of the Literature. Psychological Reports, 57(2), 367–382.

Forer, B. R. (1949). The fallacy of personal validation: A classroom demonstration of gullibility. The Journal of Abnormal and Social Psychology, 44(1), 118.

Artikel verfasst von Jens Hofman Christiansen

Data Analytics and Psychometrics at Master International A/S

Category: Whitepaper +, Artikel +, Recruiting +

übersetzt von: Mag. Bernhard Dworak
Datum: 05.04.2024

Bernhard Dworak

Content Writer